Entdeckung und Publikation

Entdeckung

Im Osten von Jerusalem senkt sich die Berglandschaft drastisch um 1200 Meter zu dem tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer. Einige der dramatischsten biblischen Geschichten spielen in den Felshöhlen dieser Region, zwischen den Judäischen Bergen und dem Toten Meer. Hier, in der starken Hitze der kargen Judäischen Wüste, können wir uns David vorstellen, wie er vor dem König Saul floh und in den Felshöhlen der Wüste Zuflucht suchte, und Jesus, wie er den Versuchungen des Teufels widerstand. Tausende von Jahren hielt die Judäische Wüste Geheimnisse unter ihrem Sand verborgen, die erst 1947 von einem jungen beduinischen Hirten aufgedeckt wurden. Die Entdeckung dieser antiken Schätze hat den Anstoß für eine moderne Abenteuerreise in die Vergangenheit gegeben und unser Verständnis von Geschichte und Religion revolutioniert.

Luftaufnahme von den Qumran-Höhlen
Foto:
Duby Tal, Albatross

Es wird erzählt, dass ein Hirte vom Stamm der Ta’amire seine Schaf- und Ziegenherde verließ, um eine verirrte Ziege zu suchen. Zwischen bröckelnden Kalksteinfelsen, die den nordwestlichen Rand des Toten Meeres säumen, in der Nähe von Qumran, fand er eine Höhle in der Spalte eines steilen felsigen Abhangs. Von Neugier geleitet, warf er einen Stein in das dunkle Innere – und wurde vom Geräusch zerbrechender Gefäße erschreckt. Es war dieses Geräusch, das um die ganze Welt hallte, denn er war über den größten Fund des Jahrhunderts, die Schriftrollen vom Toten Meer, gestolpert. Beim Betreten der Höhle fand der junge Beduine eine geheimnisvolle Sammlung großer Tongefäße. Die beduinischen Ziegenhirten Juma und Mohammed ed-Dib (von links nach rechts), die behaupteten, als erste die Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt zu haben
Foto:
John C. Trever
Einige der Schriftrollen waren vermutlich in Gefäßen wie diesen versteckt, die bei den Grabungen in den Höhlen und der Umgebung von Qumran gefunden wurden.
Foto:
Mariana Salzberger
Khalil Eskander Shahin (Kando), Antiquitätenhändler aus Bethlehem
Foto mit freundlicher Genehmigung von:
Alexander Schick
tenhändler aus Bethlehem. Fasziniert von diesen Funden, sandte Kando die Beduinen wieder zu den Höhlen, um nach weiteren Schätzen zu suchen. Zu seinem Entzücken kehrten sie mit insgesamt sieben Schriftrollen zurück. Weil sie den wahren Wert der Rollen nicht ahnten, verkauften die Beduinen vier der sieben Schriftrollen an Kando und drei an einen zweiten Antiquitätenhändler namens Salahi. Kando verkaufte die vier Schriftrollen weiter an den Erzbischof Samuel, Leiter des syrisch-orthodoxen Klosters St. Markus in Jerusalem.

Es wird erzählt, dass ein Hirte vom Stamm der Ta’amire seine Schaf- und Ziegenherde verließ, um eine verirrte Ziege zu suchen. Zwischen bröckelnden Kalksteinfelsen, die den nordwestlichen Rand des Toten Meeres säumen, in der Nähe von Qumran, fand er eine Höhle in der Spalte eines steilen felsigen Abhangs. Von Neugier geleitet, warf er einen Stein in das dunkle Innere – und wurde vom Geräusch zerbrechender Gefäße erschreckt. Es war dieses Geräusch, das um die ganze Welt hallte, denn er war über den größten Fund des Jahrhunderts, die Schriftrollen vom Toten Meer, gestolpert.

Die beduinischen Ziegenhirten Juma und Mohammed ed-Dib (von links nach rechts), die behaupteten, als erste die Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt zu haben
Foto:
John C. Trever

Beim Betreten der Höhle fand der junge Beduine eine geheimnisvolle Sammlung großer Tongefäße tenhändler aus Bethlehem. Fasziniert von diesen Funden, sandte Kando die Beduinen wieder zu den Höhlen, um nach weiteren Schätzen zu suchen. Zu seinem Entzücken kehrten sie mit insgesamt sieben Schriftrollen zurück. Weil sie den wahren Wert der Rollen nicht ahnten, verkauften die Beduinen vier der sieben Schriftrollen an Kando und drei an einen zweiten Antiquitätenhändler namens Salahi. Kando verkaufte die vier Schriftrollen weiter an den Erzbischof Samuel, Leiter des syrisch-orthodoxen Klosters St. Markus in Jerusalem.

Einige der Schriftrollen waren vermutlich in Gefäßen wie diesen versteckt, die bei den Grabungen in den Höhlen und der Umgebung von Qumran gefunden wurden.
Foto:
Mariana Salzberger

Als der Professor Eliezer Lipa Sukenik von der Hebräischen Universität durch einen armenischen Anitquitätenhändler von der Entdeckung der Schriftrollen Wind bekam, machte er sich auf, um die wahre Bedeutung der Funde zu ermitteln. Trotz der arabisch-jüdischen Spannungen machte er sich auf, um den armenischen Händler an der durch die Briten geteilten militärischen Zone an der Grenze zu Ost-Jerusalem zu treffen. Bei diesem geheimen Treffen hielt der Händler dem Professor ein Lederfragment zur Untersuchung vor Augen. Als Sukenik durch den Zaun spähte, erkannte er sehr alte Schriftzeichen.

Khalil Eskander Shahin (Kando), Antiquitätenhändler aus Bethlehem
Foto mit freundlicher Genehmigung von:
Alexander Schick

In der Hoffnung, mehr Funde begutachten zu können, reiste Sukenik mit dem Händler nach Bethlehem Dort traf er Salahi, der im Besitz dreier Schriftrollen war. Als er die Schriftrollen öffnete, war er erstaunt, hebräische Manuskripte zu sehen, die mehr als tausend Jahre älter waren als die bis dahin ältesten Abschriften der Bibel. Sukenik erinnerte sich in seinem Tagebuch:

Meine Hände zitterten, als ich anfing, eine von ihnen auszuwickeln. Ich las einige Sätze. Sie waren in herrlichem Bibelhebräisch verfasst. Die Sprache war wie die der Psalmen, aber der Text war mir unbekannt. Ich schaute und schaute, bis in mir plötzlich das Gefühl aufkam, vom Schicksal auserwählt zu sein, auf eine hebräische Schriftrolle zu starren, die seit über 2000 Jahren nicht gelesen wurde. 

Die vierte der Schriftrollen aus dem St. Markus Kloster, die damals nicht geöffnet werden konnte, stellte sich später als ein aramäisches Werk heraus, in dem Teile des Buches Genesis umgearbeitet worden sind. Daher wurde es als das Genesis Apokryphon bezeichnet.

Die ersten sieben Schriftrollen

1948: Die ersten drei Werke in der Obhut des Klosters St. Markus (eine vollständige Handschrift des Jesajabuchs, ein sektiererisches Werk, genannt „Gemeinschafts-(oder Sekten-)regel“, und ein Kommentar zum Buch Habakuk) werden von John C. Trever, dem Direktor der American
Schools of Oriental Research in Jerusalem, fotografiert. Die vierte der Schriftrollen aus dem St. Markus Kloster, die damals nicht geöffnet werden konnte, stellte sich später als ein aramäisches Werk heraus, in dem Teile des Buches Genesis umgearbeitet worden sind. Daher wurde es als das Genesis Apokryphon bezeichnet.

Trever und der Erzbischof mit den Schriftrollen aus dem Kloster St. Markus
Foto mit freundlicher Genehmigung von:
Alexander Schick
1949: Regionale Unruhen veranlassen den syrischen Erzbischof Samuel, seine wertvollen vier Schriftrollen aus dem Land zu schmuggeln und sie in einer syrischen Kirche in New Jersey unterzubringen.

1954: Samuel setzt für diese vier Schriftrollen eine Verkaufsanzeige im Wall Street Journal auf. Jigael Jadin, Sohn des Professors Sukenik, erwirbt über einen amerikanischen Vermittler im Auftrag vom Staat Israel die vier Schriftrollen.

Trever und der Erzbischof mit den Schriftrollen aus dem Kloster St. Markus
Foto mit freundlicher Genehmigung von:
Alexander Schick

1955: Jadin vereint die vier Schriftrollen mit den drei, die sich bereits in der Hebräischen Universität befinden.

1965: Der „Schrein des Buches“ wird für die sieben Schriftrollen errichtet.

"The Four Dead Sea Scroll - Biblical Manuscripts dating back to at least 200 BC, are for sale. This would be an ideal gift to an educational or religious institution by an individual or group. Box F 206, The Wall Street Journal"
Anzeige im Wall Street Journal, 1.
Juni 1954

"The Four Dead Sea Scroll - Biblical Manuscripts dating back to at least 200 BC, are for sale. This would be an ideal gift to an educational or religious institution by an individual or group. Box F 206, The Wall Street Journal"

Nachwirkungen der Entdeckung

Als es sich herumgesprochen hatte, dass die o.a. Schriftrollen biblische Texte und andere religiöse Schriften enthielten, wurden neue Grabungen genehmigt, bei denen in den folgenden neun Jahren eine Reihe ähnlicher Funde in zehn weiteren, nahegelegenen Höhlen gemacht wurden. Dieser riesige Handschriftenschatz, bekannt als die „Schriftrollen vom Toten Meer“, umfasst eine kleine Anzahl nahezu vollständiger Schriftrollen und zehntausender Fragmente aus über 900 unterschiedlichen Texten auf Hebräisch, Aramäisch und Griechisch.

Grabungen im Laufe der Jahre haben sich auch auf das Gebiet außerhalb Qumrans erstreckt, nach Süden entlang der Westküste des Toten Meers von den Höhlen des Wadi Murabba‘at und Nachal Chever bis nach Masada. An zahlreichen Fundorten wurden weitere Schriftrollenfragmente entdeckt. Heutzutage sind alle diese Handschriften aus der Judäischen Wüste insgesamt als die Schriftrollen vom Toten Meer bekannt.

1949- 1956
Roland De Vaux, Leiter der École Biblique et Archéologique Française in Ost Jerusalem, und Gerald Lankester Harding, der britische Leiter des Department of Antiquities of Jordan (DAJ), führen ein Team von Archäologen, das die Gegend erforscht.
Roland De Vaux und Gerald Lankester Harding mit ihrem Grabungsteam

Die Nachrichten von der Entdeckung veranlasste Archäologen sowie beduinische Schatzsucher, die Umgebung, in der die ersten Schriftrollen gefunden wurden, in Eile nach weiteren Funden zu durchforschen. Insgesamt entdeckten sie Tausende von Rollenfragmenten in 10 zusätzlichen Höhlen – insgesamt Fragmente von über 900 Handschriften.
Dabei waren es die Beduinen, die den Großteil der Funde, die reichsten Höhlenschätze, entdeckten. Allein in Höhle 4, ausgegraben an der bloßen Fläche eines Steilhangs, wurden Tausende Fragmente von ca. 500 unterschiedlichen Schriftrollen gefunden. De Vaux und Harding verhandelten mit den Beduinen um den Erwerb der Schriftrollen, die sie gefunden hatten. 1953 beriefen De Vaux und Harding ein internationales Team von Wissenschaftlern, um mit der Publikation der Schriftrollen zu beginnen. Als das Team die Arbeit am Rockefeller Museum aufnahm, wo es Fragmente von über 900 Handschriften zusammensetzte und so ein komplexes historisches Puzzle zu lösen versuchte.

Publikation

Die ersten 40 Jahre nach der Entdeckung war die Erforschung von tausenden Fragmenten weniger als einem Duzend Wissenschaftler weltweit vorbehalten, alle auf ihrem Gebiet bedeutende Experten. Die begrenzte Gruppengröße verhinderte eine schnelle Publikation der Texte. In den frühen 1990er Jahren leitete die israelische Altertumsbehörde (IAA) wichtige Schritte ein, um die Publikation der Schriftrollen vom Toten Meer voranzutreiben. Professor Emanuel Tov von der Hebräischen Universität wurde zum Hauptherausgeber ernannt und die Publikation wurde unter ca. 100 Wissenschaftlern weltweit aufgeteilt. Bis zum Jahr 2001 war die Mehrzahl der offiziellen Ausgaben veröffentlicht worden und fand den Weg in wissenschaftliche Bibliotheken.

Die Sorge um den physischen Zustand der Schriftrollen veranlasste zur selben Zeit die IAA, ein Konservierungslabor einzurichten, das ausschließlich für die Bewahrung und Erhaltung der Schriftrollen zuständig ist.

Rockefeller Museum
Foto:
Najib Albina
Wissenschaftler arbeiten in den 1950er
Jahren an den Schriftrollen. Zu beachten sind die schlechten, die Schriftrollen gefährdenden Bedinungen, insbesondere das strahlende Sonnenlicht von den Fenstern und das Fehlen von geeigneten Lagermöglichkeiten.