Entdeckung und Publikation
Entdeckung
Im Osten von Jerusalem senkt sich die Berglandschaft drastisch um 1200 Meter zu dem tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer. Einige der dramatischsten biblischen Geschichten spielen in den Felshöhlen dieser Region, zwischen den Judäischen Bergen und dem Toten Meer. Hier, in der starken Hitze der kargen Judäischen Wüste, können wir uns David vorstellen, wie er vor dem König Saul floh und in den Felshöhlen der Wüste Zuflucht suchte, und Jesus, wie er den Versuchungen des Teufels widerstand. Tausende von Jahren hielt die Judäische Wüste Geheimnisse unter ihrem Sand verborgen, die erst 1947 von einem jungen beduinischen Hirten aufgedeckt wurden. Die Entdeckung dieser antiken Schätze hat den Anstoß für eine moderne Abenteuerreise in die Vergangenheit gegeben und unser Verständnis von Geschichte und Religion revolutioniert.
Als der Professor Eliezer Lipa Sukenik von der Hebräischen Universität durch einen armenischen Anitquitätenhändler von der Entdeckung der Schriftrollen Wind bekam, machte er sich auf, um die wahre Bedeutung der Funde zu ermitteln. Trotz der arabisch-jüdischen Spannungen machte er sich auf, um den armenischen Händler an der durch die Briten geteilten militärischen Zone an der Grenze zu Ost-Jerusalem zu treffen. Bei diesem geheimen Treffen hielt der Händler dem Professor ein Lederfragment zur Untersuchung vor Augen. Als Sukenik durch den Zaun spähte, erkannte er sehr alte Schriftzeichen.
In der Hoffnung, mehr Funde begutachten zu können, reiste Sukenik mit dem Händler nach Bethlehem Dort traf er Salahi, der im Besitz dreier Schriftrollen war. Als er die Schriftrollen öffnete, war er erstaunt, hebräische Manuskripte zu sehen, die mehr als tausend Jahre älter waren als die bis dahin ältesten Abschriften der Bibel. Sukenik erinnerte sich in seinem Tagebuch:
“ Meine Hände zitterten, als ich anfing, eine von ihnen auszuwickeln. Ich las einige Sätze. Sie waren in herrlichem Bibelhebräisch verfasst. Die Sprache war wie die der Psalmen, aber der Text war mir unbekannt. Ich schaute und schaute, bis in mir plötzlich das Gefühl aufkam, vom Schicksal auserwählt zu sein, auf eine hebräische Schriftrolle zu starren, die seit über 2000 Jahren nicht gelesen wurde. ”
Die ersten sieben Schriftrollen
1948: Die ersten drei Werke in der Obhut des Klosters St. Markus (eine vollständige Handschrift des Jesajabuchs, ein sektiererisches Werk, genannt „Gemeinschafts-(oder Sekten-)regel“, und ein Kommentar zum Buch Habakuk) werden von John C. Trever, dem Direktor der American Schools of Oriental Research in Jerusalem, fotografiert.1949: Regionale Unruhen veranlassen den syrischen Erzbischof Samuel, seine wertvollen vier Schriftrollen aus dem Land zu schmuggeln und sie in einer syrischen Kirche in New Jersey unterzubringen.
1954: Samuel setzt für diese vier Schriftrollen eine Verkaufsanzeige im Wall Street Journal auf. Jigael Jadin, Sohn des Professors Sukenik, erwirbt über einen amerikanischen Vermittler im Auftrag vom Staat Israel die vier Schriftrollen.
1955: Jadin vereint die vier Schriftrollen mit den drei, die sich bereits in der Hebräischen Universität befinden.
1965: Der „Schrein des Buches“ wird für die sieben Schriftrollen errichtet.
Nachwirkungen der Entdeckung
Als es sich herumgesprochen hatte, dass die o.a. Schriftrollen biblische Texte und andere religiöse Schriften enthielten, wurden neue Grabungen genehmigt, bei denen in den folgenden neun Jahren eine Reihe ähnlicher Funde in zehn weiteren, nahegelegenen Höhlen gemacht wurden. Dieser riesige Handschriftenschatz, bekannt als die „Schriftrollen vom Toten Meer“, umfasst eine kleine Anzahl nahezu vollständiger Schriftrollen und zehntausender Fragmente aus über 900 unterschiedlichen Texten auf Hebräisch, Aramäisch und Griechisch.
Grabungen im Laufe der Jahre haben sich auch auf das Gebiet außerhalb Qumrans erstreckt, nach Süden entlang der Westküste des Toten Meers von den Höhlen des Wadi Murabba‘at und Nachal Chever bis nach Masada. An zahlreichen Fundorten wurden weitere Schriftrollenfragmente entdeckt. Heutzutage sind alle diese Handschriften aus der Judäischen Wüste insgesamt als die Schriftrollen vom Toten Meer bekannt.
1949- 1956Roland De Vaux, Leiter der École Biblique et Archéologique Française in Ost Jerusalem, und Gerald Lankester Harding, der britische Leiter des Department of Antiquities of Jordan (DAJ), führen ein Team von Archäologen, das die Gegend erforscht.
Die Nachrichten von der Entdeckung veranlasste Archäologen sowie beduinische
Schatzsucher, die Umgebung, in der die ersten Schriftrollen gefunden wurden, in
Eile nach weiteren Funden zu durchforschen. Insgesamt entdeckten sie Tausende
von Rollenfragmenten in 10 zusätzlichen Höhlen – insgesamt Fragmente von über
900 Handschriften.
Dabei waren es die Beduinen, die den Großteil der
Funde, die reichsten Höhlenschätze, entdeckten. Allein in Höhle 4, ausgegraben
an der bloßen Fläche eines Steilhangs, wurden Tausende Fragmente von ca. 500
unterschiedlichen Schriftrollen gefunden. De Vaux und Harding verhandelten mit
den Beduinen um den Erwerb der Schriftrollen, die sie gefunden hatten. 1953
beriefen De Vaux und Harding ein internationales Team von Wissenschaftlern, um
mit der Publikation der Schriftrollen zu beginnen. Als das Team die Arbeit am
Rockefeller Museum aufnahm, wo es Fragmente von über 900 Handschriften
zusammensetzte und so ein komplexes historisches Puzzle zu lösen versuchte.
Publikation
Die ersten 40 Jahre nach der Entdeckung war die Erforschung von tausenden Fragmenten weniger als einem Duzend Wissenschaftler weltweit vorbehalten, alle auf ihrem Gebiet bedeutende Experten. Die begrenzte Gruppengröße verhinderte eine schnelle Publikation der Texte. In den frühen 1990er Jahren leitete die israelische Altertumsbehörde (IAA) wichtige Schritte ein, um die Publikation der Schriftrollen vom Toten Meer voranzutreiben. Professor Emanuel Tov von der Hebräischen Universität wurde zum Hauptherausgeber ernannt und die Publikation wurde unter ca. 100 Wissenschaftlern weltweit aufgeteilt. Bis zum Jahr 2001 war die Mehrzahl der offiziellen Ausgaben veröffentlicht worden und fand den Weg in wissenschaftliche Bibliotheken.
Die Sorge um den physischen Zustand der Schriftrollen veranlasste zur selben Zeit die IAA, ein Konservierungslabor einzurichten, das ausschließlich für die Bewahrung und Erhaltung der Schriftrollen zuständig ist.