Fundorte


Enlarge

Die Qumran-Höhlen

Anfang 1949 machten Archäologen die Höhle 1 ausfindig und lösten damit die archäologischen Untersuchungen in diesem Gebiet aus. Die Erforschung der Höhle, die einen Kilometer nördlich des Wadis Qumran liegt, förderte mindestens 70 Handschriften zutage, einschließlich der Fragmente von den ersten sieben Schriftrollen. Die Entdeckung der Höhle belegte die Herkunft der erworbenen Schriftrollen, während die dort geborgenen archäologischen Gegenstände die Datierung der Schriftrollen bestätigten, wie sie durch die paläographische Analyse nahegelegt worden war. Zur gleichen Zeit setzten auch die Beduinen ihre Suche nach Schriftrollen fort, weil sich die Lederstücke für sie als lukrative Einkommensquelle erwiesen hatten. Neues Material, das von Beduinen gefunden wurde, bewies, dass die Entdeckung in Höhle 1 kein vereinzeltes Phänomen war, sondern auch in anderen Höhlen Handschriften verborgen lagen.

Zwischen 1951 und 1956 wurde die Suche nach weiteren Höhlen verstärkt und gleichzeitig die archäologische Untersuchung der Grabungsstätte intensiviertEin acht Kilometer langer Streifen der Felswände wurde gründlich durchsucht. Von den elf Höhlen bei Qumran, die Schriftfragmente zutage förderten, wurden fünf von Beduinen und sechs von Archäologen entdeckt.

Qumran Höhle 1 (1Q) entdeckt von einem jungen beduinischen Hirten im Jahr 1947 und ausgegraben von Archäologen im Jahr 1949. Die ersten Schriftrollen vom Toten Meer wurden in dieser Höhle gefunden, die später als „Höhle 1“ bezeichnet wurde. In dieser Höhle wurden die am besten erhaltenen Schriftrollen entdeckt, die anscheinend durch die hohen Tongefäße mit intakten Deckeln geschützt waren. Die Entdeckung dieser sieben Schriftrollen revolutionierte die Erforschung der hebräischen Bibel und die Erkenntnisse zur Entstehung des Frühchristentums. Die Schriftrollen, die in der Höhle 1 gefunden wurden, umfassen die „Gemeinschaftsregel“, die „Kriegs-“ und die „Hymnenrolle“, Jesaja A und B, das „Genesis-Apokryphon“ und einen Pescher zum Propheten Habakuk (Habakuk-Kommentar). Als die Archäologen diese Höhle ausgruben, fanden sie zusätzliche Fragmente dieser Schriftrollen und Fragmente von Dutzenden anderer Schriftrollen.

Höhle 1
Foto mit freundlicher Genehmigung von:
Alexander Schick

Qumran Höhle 2 (2Q) – 1952 von Beduinen entdeckt. Die Höhle 2 enthielt Fragmente von vielen biblischen Büchern, einschließlich der fünf Bücher Mose, dem Propheten Jeremia oder den Psalmen, aber auch nicht-biblische Werke, wie das Jubiläenbuch oder das Buch von Henoch.

Qumran Höhle 3 (3Q) – entdeckt und ausgehoben von Archäologen im Jahre 1952. In der Höhle 3 wurde eine einzigartige zweiteilige Kupferrolle ausgegraben, die Stätten auflistet, an denen der Tempelschatz vergraben sein soll, der anscheinend in der Judäischen Wüste und der Gegend um Jerusalem versteckt wurde. Laut der Schriftrolle enthält der Geheimschatz erstaunliche Mengen von Gold, Silber, Kupfer und Gewürzen. Abgesehen von der Kupferrolle enthielt die Höhle 3 Fragmente von etwa einem Dutzend biblischer und nicht-biblischer Schriftrollen, darunter eine Kopie des Jubiläenbuches.

Kupferrolle

Qumran Höhle 4 (4Q) vor den Augen von Archäologen, die die bisherigen Fundorte aushoben, von beduinischen Schatzsuchern im Jahre 1952 entdeckt. Höhle 4 ist die berühmteste aller Höhlen und hat reichhaltige Schätze offenbart: In ihr fanden sich 75% der in Qumran gemachten Funde, darunter mehrere Tausend Fragment aus Hunderten von Handschriften, einschließlich Abschnitten von biblischen und apokryphen Büchern, Bibelkommentaren, jüdischen Gesetzeswerken, Gebetstexten, sektiererischer Texten, Tefillin und Mesusot. Wegen ihres schlechten Zustands zählen diese Rollen zu denjenigen Texten, die am schwersten zu entziffern und übersetzen sind.

Qumran Höhle 5 (5Q) – entdeckt und ausgegraben von Archäologen im Jahr 1952. Aus Höhle 5 wurden Fragmente von ca. 25 Pergamentrollen geborgen, darunter Bibel- und Sektentexte.

Qumran Höhle 6 (6Q) –entdeckt von Beduinen im Jahr 1952. Die Höhle 6 enthielt Fragmente von ca. 31 Schriftrollen größtenteils aus Papyrus, darunter biblische Werke, Hymnen und Sektenwerke. Diese kleine Höhle ist heute für die Besucher am besten zugänglich.

Höhlen 7-10 (7Q, 8Q, 9Q, 10Q) –1955 von Archäologen entdeckt. Alle Handschriften aus Höhle 7 waren auf Griechisch verfasst, darunter eine Übersetzung des Buches Exodus. Einige Wissenschaftler versuchten winzige Fragmente aus Höhle 7 als Texte aus dem Neuen Testament zu identifizieren. Höhle 8 enthielt Fragmente der Griechische Papyrusfragmente aus Höhle 7 Genesis, der Psalmen, eine Mesusa, eine Hymne und Tefillin. Außerdem weist die Entdeckung von Speiseresten, einer großen Anzahl an Öllampen und 68 Verstärkungslaschen für Schriftrollen darauf hin, dass die Höhle als Werkstatt benutzt worden sein könnte. Höhle 9 enthielt nur ein einziges Papyrusfragment. In Höhle 10 fanden die Archäologen lediglicheine beschriebene Tonscherbe.

Qumran Höhle 11 (11Q)entdeckt von Beduinen im Jahr 1956. Die bis heute letzten Schriftrollen aus Qumran wurden in dieser Höhle entdeckt. Man fand dort Reste von ca. 30 Handschriften, darunter einige fast komplett erhaltene Schriftrollen: das Buch Levitikus (in althebräischer Schrift verfasst), die Psalmen und eine aramäische Übersetzung des Buches Hiob. Der spannendste Fund war die Tempelrolle (die längste aller Schriftrollen vom Toten Meer), die das Buch Deuteronomium umschreibt und ausführliche Vorschriften in Bezug auf Jerusalem und den jüdischen Tempel enthält.

Höhle 11
Foto mit freundlicher Genehmigung von:
Alexander Schick

Die Bar Kochba-Fluchthöhlen

In den 1950ern und 1960ern wetteiferten Archäologen und Beduinen darum, jenseits des Gebiets um Qumran Texte zu entdecken. Die bedeutendsten Handschriften aus anderen Fundorten der Judäischen Wüste sind die in den Höhlen des Wadis Murabba‘at und Nachal Chever entdeckten Schriftrollen, die in die Zeit des Bar Kochba Aufstands datiert werden (132-135 n.d.Z.).

Wadi Murabba'at (Nahal Darga; MUR)entdeckt von Beduinen im Jahre 1951. Der Großteil der Handschriften, die in fünf Höhlen in Murabba‘at gefunden wurden, lassen sich auf die Zeit des Bar Kochba-Aufstands datieren (132-135 n.d.Z.). Es handelt sich hauptsächlich um Verwaltungsdokumente, die auf Papyrus geschrieben sind. Die kaufmännischen Aufzeichnungen gehörten den Flüchtlingen, die in diesen Höhlen, etwa 18 km südlich von Chirbet Qumran, Zuflucht suchten. Diese Textfunde umfassen die Briefe des Anführers, Schim‘on bar Kochba (offiziell Schimon, Sohn des Kosiba), selbst sowie einige religiöse Schriftrollen, insbesondere eine Zwölfprophetenrolle.

NACHAL CHEVER (HEV)

entdeckt von Beduinen in den frühen 1950er Jahren. Wie später festgestellt wurde, stammten einige Schriftrollenfragmente, die 1952 von den Beduinen erworben wurden, aus den zwischen En Gedi und Masada liegenden Höhlen bei Nachal Chever. Umfassende archäologische Ausgrabungen der zehn Höhlen in Nachal Chever (1960-1961) legten eines der größten Lager von antiken Dokumenten frei, das in der Judäischen Wüste gefunden wurde. Die Dokumente werden in die Zeit des Bar Kochba Aufstands datiert (132-135 n.d.Z.). Diese in den Fluchthöhlen gefundenen Handschriften umfassen persönliche Dokumente der Flüchtlinge, Nachrichten von der militärischen Kommunikation zwischen Bar Kochba und seinen Offizieren sowie einige biblische Werke.

Nachal Chever Höhle 5-6 (5/6Hev) –die sog. „Höhle der Briefe“. Diese Höhle enthält Material mit genauen Datumsangaben, die von 94 bis 132 n.d.Z. reichen. Es besteht aus drei Aktensammlungen:

  • Einem Wasserschlauch aus Leder, der 15 Briefe (auf Hebräisch, Aramäisch und Griechisch) enthielt; der Großteil davon wurde von Schim‘on Bar Kochba (Schim‘on ben Kosiba), dem Anführer des Bar Kochba Aufstands, verschickt.
  • Ein Paket, das einer Frau namens Babatha gehörte und in einem Lederbeutel aufbewahrt wurde.Es enthielt 35 persönliche Unterlagen kaufmännischen Inhalts.
  • Fünf Verträge, die Eleasar, einem Bauern aus En Gedi, gehörten.
Höhle der Briefe

Nachal Chever Höhle 8 (8Hev) Diese Höhle wird auch „Schreckenshöhle“ genannt, weil hier 40 Skelette gefunden wurden, bei denen es sich wohl um Überreste derer handen düfte, die während des Bar Kochba Aufstands Zuflucht in der Höhle suchten. Die Archäologen fanden auf den Skeletten drei Ostrakamit den Namen der Verstorbenen. Den bedeutendsten Textfund stellt eine gut erhaltene Zwölfprophetenrolle auf Griechisch dar.

Ein besonders bemerkenswertes Bestandteil der „Seiyal-Sammlung“ ist die Aktensammlung von Salome b. Levi: acht Dokumente vom Anfang des 2. Jahrhunderts n.d.Z., geschrieben auf Griechisch und Aramäisch.
Seiyal-Sammlung (XHev/Se) – die „Seiyal Collection“ besteht aus einer Auswahl von Dokumenten, die das Rockefeller Museum in den 1950er Jahren von Beduinen aufkaufte . Die Herkunft dieser Handschriften ist größtenteils unbekannt: Die Beduinen bestehen darauf, dieses Material bei Nachal Ze’elim gefunden zu haben. Spätere archäologische Grabungen zeugen allerdings vom Gegenteil, zumindest für einige der Fragmente. Mehrere Fragmente der „Seiyal-Sammlung“ stellten sich als Teile von Handschriften heraus, die später in Nachal Chever gefunden wurden; eine Verkaufsurkunde stammt aus dem Wadi Murabba‘at.

Ein besonders bemerkenswertes Bestandteil der „Seiyal-Sammlung“ ist die Aktensammlung von Salome b. Levi: acht Dokumente vom Anfang des 2. Jahrhunderts n.d.Z., geschrieben auf Griechisch und Aramäisch.

Andere Fundorte

Wadi ed-Daliyeh (Höhle des Abu Shinjeh; WD)entdeckt von Beduinen im Jahre 1962. In der Höhle, die sich ca. 14 km nördlich von Jericho befindet, wurden neben den Überresten von 205 Menschen auch 40 aramäische Papyrusfragmente, beschriftete Siegeln und Münzenentdeckt. Bei den antiken Papyri handelt es sich um samaritanische Rechtsdokumente aus der Perserzeit (4. Jahrhundert v.d.Z.), größtenteils Urkunden, die den Erwerb von Sklaven bezeugen. Die Besitzer dieser Dokumente waren wohlhabende Samaritaner, die wohl nach der Eroberung durch Alexander dem Großen 333 v.d.Z. aus Samaria geflohen sind, wahrscheinlich aber von Alexanders Soldaten ermordet worden sind.

Höhle 11
Foto:
Duby Tal, Albatross

Masada (Mas) – eine intensive Grabung durch Archäologen wurde hier von 1963-65 durchgeführt. Masada, ein UNESCO Weltkulturerbe, ist besser bekannt als der Ort, an dem die jüdischen Aufständischen sich in dem großen Aufstand 66-73 n.d.Z. ein letztes Mal gegen die Römer aufbäumten. Die Rebellen hatten die eindrucksvolle Palast-Festung von Herodus zu ihremWiderstandslager umfunktioniert. Die Handschriften aus Masada wurden nicht in Höhlen, sondern innerhalb des umgebauten Palasts, in der Nähe eines Grabungsabschnittes gefunden, der als Synagoge identifiziert wurde. Der in die Römerzeit datierte Hauptfund besteht aus Fragmenten aus sieben biblischen Schriftrollen (Genesis, zwei Kopien von Levitikus, Deuteronomium, Ezechiel und zwei Kopien der Psalmen) sowie aus einer Kopie der Sabbatopfer-Lieder und einem hebräischen Ben Sira-Text. Die biblischen Schriftrollen entsprechen der traditionellen masoretischen Lesart, was auf eine gewisse „Stabilisierung“ des Textbestandes schon um das 1. Jh. n.d.Z. hinweisen könnte.

Zusätzliche Funde umfassen griechische und lateinische Papyri, die in erster Linie administrative Militärdokumente beinhalten. Diese gehörten den römischen Soldaten, die nach dem Aufstand an diesem Ort stationiert waren. Eine Ausnahme bildet ein Papyrusstück mit einer Zeile von Vergils Aeneis: „Anna, wie ängstigen mich, o Schwester, so quälende Träume!“ (IV, 9). Das Zitat ist als Reaktion eines römischen Soldaten auf den Anblick der gepeinigten Rebellen gedeutet worden.